miércoles, 3 de diciembre de 2014

Schwierige Wörter, wie Selbstmord (Palabras difíciles, como suicidio)

Es ist mir klar, es gibt Wörter, die Gefühle im Gefolge haben, und ich glaube, dass Selbstmord eines von diesen ist. Dieses Wort enthält auch einen Widerspruch, nicht in seiner Bedeutung, sondern in der Abweichung, die es zwischen dem Selbstmörder und der Welt, die ihn umfasst, gibt. Um es direkt zu klären: wir werden unsere Weltanschauung umkehren und werden sagen, dass die Abweichung bei den Menschen liegt, die ihn umgeben -die jetzt unser Zentrum sind- dann sind die Selbstmörder die Welt, die das Zentrum umfassen. Der Selbstmord wird erzählt und erlebt von denen, die ihn nicht praktizieren.
Ohne näher auf philosophische Aufmerksamkeiten einzugehen, werden wir uns auf drei interessante Fälle konzentrieren, in welchen der Selbstmord als dramaturgische Wendung eingesetzt wurde. Eine von denen dreht unseren Gesichtspunkt wieder um und stellt den Selbstmörder wieder in das Zentrum und die Zeugen in den Rahmen.
Thomas Mann scheint in seinem Roman “Der Zauberberg” für den Selbstmord seiner Nebenfigur Neptha orientalische Gründe einzusetzen, wenn er dieser Figur die Möglichkeit für ein ehrenhaftes Ende gibt. Angesichts der Annäherung einer unvermeidbaren Katastrophe und der Zersetzung seiner tiefsten philosophischen und religiösen Glaubenskenntnisse, fast am Ende seiner endlosen Diskussion mit seinem dialektischen Gegner Setembrini (als sich die Diskussion in ein Duell gewandelt hat), bekommt Neptha von Mann eine zweite Möglichkeit und zwar einen Ausgang, der mich als Leser überrascht hat, aber den ich direkt danach verstanden habe. Diese günstige Gelegenheit, die Thomas Mann Neptha gibt, ist genau das, worum die Gestalt Neptha den Schriftsteller schon lange gebeten hat: ein ehrenhaftes Ende, für jemanden, der seinen Glauben verloren hat.
In dem eben beschriebenen Fall ist es der Schriftsteller, der der Figur die Lösung gewährt und das, was die Figur braucht oder fordert, wahrnimmt, also ist die Figur das Zentrum. Die Figur wird (Neptha ist eine Nebenfigur des Buches) vom Roman, mit einer kleinen Erwähnung des Themas Selbstmord, umarmt. Kafka behandelt das Zentrum und die Peripherie anders. In seiner Erzählung “Beschreibung eines Kampfes” geht es um zwei Menschen bei einem nächtlichen Spaziergang durch die Stadt. Nach einer Agape, in welcher beide Figuren viel Alkohol getrunken haben, versuchen sie durch die frische Luft einen möglichen morgendlichen Kater zu entgehen. Das Interessanteste dieser Erzählung liegt in der Beziehung zwischen beiden Personen, die sich bislang überhaupt nicht kannten. Sie gehen, unterhalten sich und lernen sich währenddessen kennen. Uns interessiert jetzt nicht worüber die Erzählung geht, sondern nur ein bestimmter Punkt in der letzten Szene des Textes. Wie gesagt, am Ende der Erzählung gibt es einen Moment, in welchem sie schon über alles gesprochen haben (obwohl es nur der junge ist, der spricht während der andere mit seinen Gedanken woanders ist) und in dem der Junge Mann beschließt sein Leben zu beenden, einfach so.
Der Junge gibt uns keine Spur und schneidet plötzlich seine Adern mit einem Messer auf. Sein Begleiter (eine Art Hauptfigur) hat keine andere Wahl als dazubleiben und beizuwohnen, wie der Junge seinen Tod findet. In dieser Erzählung hätte niemand gedacht, dass die Hauptfigur ein Zeuge dieses Selbstmordes wird, durch den er sich in eine unechte Hauptfigur verwandelt. Kafka generiert durch die Fantasien der Hauptfigur eine Metaerzählung. In dieser neuen Realität spielt die Nebenfigur (der junge Man) keine Rolle und wurde aus dieser komplett ausgeblendet. Die Haupterzählung von Kafka ist die Geschichte eines Zeugen, der nach dem Tod von jemand anders weiter lebt, um sich an den Selbstmord zu erinnern und von ihm zu erzählen, oder einfach nur, um die Tatsache zu erleben, so dass wir - überraschte Leser- die Tatsache auch erleben können, nicht als Peripherie, sondern als Zentrum, um uns in die Seite der Betrübnis hinein zu versetzen.
Bis hierher haben wir zwei Meinungen zum beigewohnten Selbstmord bekommen. Nicht nur sind die Gesichtspunkte anders, sondern auch die Gründe: Thomas Mann näher an der östliche Ideologie(*) und Kafka mit einer etwas westlichen Haltung. Beide Fälle sind von mehreren Figuren interpretiert und das ist was uns interessiert: die notwendige Anwesenheit eines Anderen, um den Selbstmord auszuführen.
Yasunari Kawabata schlägt uns in seinem Roman „Die schlafenden Schönen“ einen besonderen Fall vor, der vielleicht die östlichen und westlichen Gründe miteinander vereint. Der geheimnisvolle Tod der Begleitfrau (eine von den schlafenden Schönen) beschafft uns viele Spekulationen die Kawabata anschließend in wenige Linien ausstreicht. Der Schriftsteller zeigt uns eine Süßigkeit, die wir nie probieren werden. Er geht so vor, weil er die Geheimnisse des Ablebens nicht erweitern möchte, er sucht keinen Mörder, weder ein Alibi noch einen Beweggrund. Er sucht keinen Beweggrund, weil es keinen Mörder gibt, sondern einen Selbstmörder, der den Beweggrund des Todes für sich behält: Stolz (östlicher Grund) oder unabänderlicher Schmerz (Angstgefühl oder westlicher Grund).
Sei der Beweggrund östlich oder auch westlich, was das Interessante ist, ist die notwendige Anwesenheit eines Anderen in der Selbstmordszene, weil sich hier zwei Analysemöglichkeiten zu eröffnen. Da wäre zum einen die Transzendenz. Wer sich entschieden hat sein Leben zu beenden, hat sich entschieden seine Existenz zu bewahren. Aber wie? Durch die Erzählung des Anderen, durch den Zeugen. Der Selbstmörder transzendiert durch das Leben der Anderen und existiert solange die „Trauer“ dauert.
Die zweite Analyse wäre die folgende: So wie man die Anderen braucht, um zu sein ( das Sein an sich und das Sein durch die Anderen), braucht eine Person einen Anderen, der seinen Tot bestätigt, um die Gewissheit zu haben, dass er tatsächlich nicht mehr ist. Jemand muss den Toten als tot erkennen und dann als inexistent.
Nun ja, ein paar Gedanken über den literarischen Selbstmord.


(*) z.B. Seppuku Ritual.

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